von Tag zu Tag treibt mich größeres Erstaunen durch meinen Garten: Schneeglöckchen noch und nöcher, die ersten Primeln, kecker Frühlingsschnittlauch. Der Giersch wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Diese Natur-Aktivitäten beeindrucken jedes Jahr aufs Neue. Das Auge labt sich am ersten frischen Grün, die Seele atmet auf angesichts des nahenden Frühlings, der Körper spürt, was in den nächsten Wochen und Monaten geht. Vor allem schauen wir auf das Offensichtliche, das Sichtbare. Aber – was verbirgt sich darunter???

Eines der geheimnisvollen Urgesetze des Lebens ist, dass bei allen Samen und Knospen die Wurzel zuerst erscheint! Die Wurzel ist es, die sich als erstes anschickt, in die Sichtbarkeit zu gehen und sich aus dem Samen herauszuwinden. Diese ersten Wurzeln unter der Erde gehören zur Ur-Erscheinung des Frühlings.

Vielleicht denkt man jetzt, das ist doch nicht die Hauptsache im Frühling, sondern das sind doch die austreibenden, durch die Erde stoßenden Pflanzen, die sich als erstes mit meist spitzen Blättchen zeigen. Siehe oben. Nur gilt eben: Ohne Wurzeln keine Pflanze. Der Frühling ist DIE Jahreszeit mit dem intensivsten Wurzelwachstum unter der Erde. Das, was wir oberirdisch sehen und beobachten, ist lediglich die Folge des Wurzelwachstums. Die Wurzel hat sich zuerst auf den Weg gemacht, sich mit der ERDE verbunden, so dass der „Reste“ folgen konnte.  Das vergessen wir manchmal im Frühling, weil wir so auf das oberirdisch Sichtbare und sich Ausformende fokussiert sind.

Wir können in dieser Betrachtung noch einen Schritt weitergehen: Der Same war während des Winters, der Ruhephase der Natur, ziemlich auf sich allein gestellt. Nichts hat sich in und um ihn geregt, keine Wechselbeziehung zur Umwelt. Vielleicht zur Erd-Temperatur und Feuchtigkeit. Aber das war es dann auch schon. Erst ab den Raunächten und mit Beginn des Frühlings tritt der Samen wieder in Beziehung zu seiner Umgebung. Er verbindet sich wieder ganz mit der Erde. Die Wurzel streckt sich wie ein Fühler in die das Pflanzenwesen umgebende Umwelt. Er durchstößt die Samenkapsel und wird zum Keim, indem er sich mit seiner Umwelt, der Erde verbindet, Kontakt aufnimmt, reinfühlt! Es ist tatsächlich eine Wiederverbindung mit der Erde, die in diesen Augenblicken geschieht. Wenn sich dort alles stimmig anfühlt, gibt es kein Halten mehr. Immer mehr und stärkere Wurzeln zeigen sich, so dass das Pflanzenwesen folgt und austreiben kann, dem Licht entgegen.

Die Inspiration heute:

Wir überlegen auch im Frühjahr, womit wir ins Außen gehen, mit welchen Überlegungen, Taten, Projekten, Ideen. Beruflich, privat, in welchem Bereich auch immer. Vorher dürfen wir uns jedoch nochmal ganz intensiv auf unsere Wurzeln besinnen.
Sind sie stark genug, um uns bei unseren Vorhaben zu tragen?
Wo/mit wem braucht es eine intensivere Verbindung oder Beziehung in unserem Umfeld, damit wir uns als Mensch weiterentwickeln und sprießen können?
Wohin sollen/dürfen wir unsere Fühler ausstrecken… für inneres und vielleicht auch äußeres Wachstum?
Wie fühlt sich die Umgebung an, wenn wir uns vorstellen, uns auszudehnen?

Viel Freude beim Hineinspüren in diese Fragen. 

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