Der Altweibersommer – eine Zeit des Wandels, des Loslassens und der inneren Einkehr. Wenn die Tage kürzer werden und die Luft kühler, webt die Natur auf eine stille, aber kraftvolle Weise ihre Fäden. Diese Fäden sind nicht nur die feinen Spinnennetze, die im Morgenlicht glitzern, sondern auch die Schicksalsfäden, die uns durch das Leben führen.

Der Altweibersommer ist eine letzte warme Phase bevor der Herbst Einzug hält und ein eindrucksvoller Moment im Jahreslauf. Es ist eine Zeit, in der die Natur uns noch einmal mit ihrer ganzen Fülle beschenkt, bevor sie sich in die Ruhe des Winters zurückzieht. Dieser kurze, goldene Sommer erinnert uns daran, dass auch in unserem Leben immer wieder Phasen des Aufblühens und der Ernte folgen, selbst wenn der Winter naht.

Die Spinnweben, die in dieser Zeit durch die Luft schweben, symbolisieren auf tiefere Weise unsere eigenen Schicksalsfäden. Wie die Spinnen in der Natur weben auch wir unaufhörlich an unserem Lebensnetz, knüpfen Verbindungen, lassen los, was nicht mehr zu uns gehört, und halten fest, was uns nährt.

Der Altweibersommer ist also mehr als nur ein meteorologisches Phänomen. Er ist eine Einladung, innezuhalten und zu reflektieren. Was habe ich in diesem Jahr gesät, das nun geerntet werden kann? Wo spüre ich die Fülle meines Lebens, und wo bin ich bereit, loszulassen? Die Natur antwortet uns durch ihre Spiegelung: So wie sie sich dem Wandel hingibt, können auch wir uns dem Fluss des Lebens anvertrauen. Jeder Faden, den wir spinnen, ist Teil eines größeren Netzes, das uns trägt und leitet.

Eingebettet in diese Wärme können wir jetzt ganz liebevoll mal unser eigenes Netzwerk anschauen. Wo ist es uns zu eng, wo drückt es uns die Luft ab? Wo ist es uns zu viel der Kontakte, der Beziehungen, der Verbindungen. Wo ist das Netz zu weitmaschig. Heißt, wo fällt was durch, wo geht uns was „durch die Lappen“, was uns eigentlich wichtig ist, genauer zu betrachten, intensiver einzutauchen. Wir können noch tiefer eintauchen und uns im Spiegel der Natur Anregungen holen. So ein Spinnennetz ist echt nicht banal. Da gibt es stabile Fäden für den sogenannten Sicherungsfaden. Aus denen wird das Netzgrundgerüst gesponnen. Heißt für uns: Woraus besteht unser Netzgrundgerüst? Wer oder was gehört dazu? Wie sehen oder fühlen sich unsere Sicherungsfäden an? Stabil? Brüchig? Leicht? Schwer…

Es gibt einfache Fäden = Hilfsfäden. Darunter gibt es Brücken-, Spann-, Stolper-, Signal- und Kommunikationsfäden etc. Das ist also superspanennd, was uns die Natur zum Nachdenken bietet, zb auch wo sind denn meine Stolperfäden? Wie sehen meine Signalfäden aus? Habe ich genug Brückenfäden? Und dann können wir natürlich auch noch das Netz im Ganzen betrachten: Muster, von oben draufschauen, Parallelen zum eigenen Leben finden… Es gibt sogenannte Radnetze (kreisförmig, strahlenartige Fäden) mit einem kreisförmigen Zentrum, von dem strahlenartige Fäden ausgehen. Trichternetz verfügen über eine röhrenartige Wohnröhre wie ein Versteck, in das sich die Spinne zurückziehen kann. Raumnetze sind eher unordentlich und chaotisch ohne eine klare, einheitliche Struktur. Tarnnetze sind unauffällig, fügen sich in die Umgebung ein, so dass es wie ein Teil der Pflanzen oder der Umgebung aussieht.

Also… werde bei deinem nächsten Spaziergang zum Spinnennetzforscher im eigenen Leben und nutze die Umgebung als Spiegel für dein Lebensnetz. Lebst du in einem Tarnnetz? Na dann aber los… mach dich mal auffälliger! Braucht es vielleicht mehr Farbe in deinem Leben? Frage dich, weshalb tarnst du dich, wovor hast du Angst? Versteckst du dich eher in einem Trichternetz, brauchst du das vielleicht sogar um dich abzugrenzen? Frage dich immer: Was kannst du aus den Netzmustern für dich selber ableiten? Was sagt dir das? Welche inneren und äußeren Fäden willst du loslassen, welche neu weben?

Weitere Anregungen gefällig? 👉 Mehr im Podcast

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